Mit der Veranstaltungsreihe „TD im Gespräch“ greifen wir bundesweit Themen aus unseren Programmfeldern und der gesellschaftspolitischen Tagespolitik auf, um sie mit Kooperationspartnern, Experten, Mitgliedern und Interessierten zu diskutieren und hierfür eine Öffentlichkeit zu schaffen. Die Themen werden unpolitisch und undogmatisch durch Fachvorträge oder auf Podiumsdiskussionen erörtert und anschließend mit den Teilnehmer*innen ins Gespräch gegangen. Gerne stellen wir uns auch als Kooperationspartner für andere Organisatoren zur Verfügung und unterstützen Initiative, Ideen und Projekte.

 

Populismus in Deutschland

Populismus und rechtsradikale Tendenzen nehmen sowohl global wie auch in Deutschland zu, rechtspopulistische Parteien ziehen in Parlamente ein, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung bedrohen und das sozial-vielfältige Zusammenleben gefährden. Auch Deutschland steht in 2017 besonders wegen der anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen vor einem Scheideweg und damit einer Zukunft mit neuen politischen Akteuren, die für unsere Gesellschaft neue Herausforderungen mit sich bringen. Vor diesem Hintergrund haben die TD-Plattform e.V. und die Deutschlandstiftung Integration zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Populismus in Deutschland“ am 8. März 2017 in das Rote Rathaus in Berlin eingeladen.

Auf der Kooperationsveranstaltung der TD-Plattform e.V. mit der Deutschlandstiftung Integration zum Thema „Populismus Deutschland – Wohin steuern wir?“ diskutierten in Berlin Personen aus unterschiedlichen politischen und beruflichen Perspektiven im Podium über die gesellschaftlichen Herausforderungen. Nach den Grußworten von Ferry Pausch, Geschäftsführer der Deutschlandstiftung Integration, und Caner Aver, Präsident der TD-Plattform e.V., wies der Staatsminister im Auswärtigen Amt Michael Roth in seiner Keynote auf die seit dem 18. Jahrhundert bestehenden deutsch-türkischen Beziehungen hin, die in diesen Tagen durch die zunehmenden Spannungen belastet sind. Roth zeigte die Gefahren des Populismus und Nationalismus auf, die die Europäische Union als vielfältiges und tolerantes Friedensprojekt gefährde. Die gesamte Rede von Michael Roth finden Sie hier: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2017/170308_StM_R_Populismus_in_D.html?version=2 In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Karen Taylor, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V., Dr. Sebastian Siegler, Corps Bavaria München, Dr. Adrian Haack, Mitglied der internationalen Kommission Junge Union und der freiberufliche Journalist Daniel Bax, Journalist, antworteten die Podiumsgäste auf die Fragen der Moderatorin Nazmiye Keser recht kontrovers, als es um die Fragen, ob der Islam zu Deutschland gehört, ob wir eine Einwanderungsgesellschaft sind und wie Migration unsere Gesellschaft verändert, ging. Nach Haack gehört der Islam historisch nicht zu Deutschland, was heute immer noch gelte, die Muslime aber dafür schon. Zur Debatte standen auch christliche Werte und ihr Zusammenhang zur Zuwanderung. Hier deutete Daniel Bax insbesondere auf die im Christentum viel gepriesene Barmherzigkeit und Nächstenliebe hin. Karen Taylor erzählte vom Deutschsein aus der Perspektive der Dunkelhäutigen in Deutschland, welches nach wie vor oft völkisch verstanden wird. Obwohl dunkelhäutige Menschen eine 400-jährige Geschichte in Deutschland haben, hat Deutschland sich mit ihrer Kolonialgeschichte immer noch nicht auseinandergesetzt oder aufgearbeitet. Sie rief auch die TD-Plattform e.V. auf, den Kampf gegen den Populismus im Schulterschluss anzugehen. Auch die Frage nach der Ausgrenzungsrhetorik stand im Raum, die die rechtspopulistische AfD enthüllen sollte. Sie grenze nicht per se Migranten aus, sondern den Islam und sei dadurch gegen ganze Gruppen von Menschen aus islamischen Ländern. Im Anschluss an die kontroverse Diskussion konnten Gäste ihre Fragen an die Diskutanten richten. Zum Schluss kristallisierte sich für alle die Notwendigkeit zur Fortführung solcher Gespräche gerade in Zeiten des gestiegenen Populismus heraus; die Diskutanten waren sich einig, dass trotz wachsender Herausforderungen die Europäische Union pluralistisch bleibt.

 

 

 

Populismus Berlin


 

 

Veranstaltungen zum NSU-Terror in Düsseldorf und Berlin

 

„NSU Prozess –  Zwischenbilanz nach zwei Jahren Verhandlungen“

Das Gerichtsverfahren um die „NSU – Nationalsozialistischer Untergrund“ ist bereits das bisher größte Rechtsverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte im Rechtsterrorprozess. Nach bisherigen Erkenntnissen gehörten die drei Hauptverdächtigen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Tschäpe zum NSU, von denen Beate Tschäpe heute als einzige Überlebende vor Gericht steht. Ihnen werden zehn Morde (davon acht Türkischstämmige, ein Grieche, eine Polizistin), zwei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle angelastet. Die Bilanz nach mehr als zwei Jahren Gerichtsverfahren ist fünf Angeklagte, knapp 90 Nebenkläger, zahlreiche Zeugen, vernichtete Akten in den Sicherheitsbehörden und dunkle Verbindungen der Terroristen zum Staatsschutz.

Was wissen die Angeklagten? Welche Verbindungen gibt es zum Staatsschutz? Wer hat welche Akten zerschreddert? Waren es Mittäter? Wie tief war der Verfassungsschutz in die Mordserie verwickelt? Warum wurden die Opfer ermordet?

Über diese und weitere Fragen haben wir auf zwei unterschiedlichen Podiumsdiskussionen in Düsseldorf und Berlin diskutiert und die Erfahrungen bzw. Einschätzungen der Expert*innen eingeholt, die als Anwälte, Journalist*innen oder Autoren den NSU-Prozess oder die rechtsradikale Szene in Deutschland seit mehreren Jahren verfolgen.

In Düsseldorf haben wir nach einer Eröffnungsrede durch Präsident Caner Aver und des Keeynote von Wolf Wetzel (Autor „Der NSU–VS–Komplex“) mit Sven Wolf, Vorsitzender Parlamentarischer Untersuchungsausschuss – NSU, NRW, Eberhardt Reinicke, Rechtsanwalt von Opferfamilien und Friedrich Burschel, Rechtsextremismus-Experte, Rosa Luxemburg Stiftung diskutiert. Auf der Kooperationsveranstaltung in Berlin diskutierte u.a. ein Anwalt der NSU Nebenkläger Dr. Mehmet Daimagüler und die Journalistin Mely Kiyak.

Sultan Süleyman der Prächtige – Herrscher einer goldenen Zeit

 

Gemeinsam mit Türk-ÜniD e.V. und dem Ottoman Club e.V. hat die TD-Plattform im Rahmen der Veranstaltungsreihe „TD-im Gespräch“ zu einem Vortrag über den osmanischen Sultan Süleyman eingeladen. Anlass dazu ist das angestiegene Interesse zu historischen Figuren und Fragestellungen unter den Deutsch-Türken sowie Geschichtsinteressierten. „Wir wollen zukünftig quartalsweise durch solche Veranstaltungen die Hintergründe durchleuchten, wissenschaftlich, sachlich, entpolitisiert und im historischen osmanisch-europäischen Kontext derartige Themen aufgreifen und eine breiten Öffentlichkeit dazu einladen. Dabei werden auch unangenehmen Themen behandelt und kritisch diskutiert werden“, sagte Präsident Caner Aver in seinem Grußwort.

Sultan Süleyman, der zu den größten Herrschern des 16. Jahrhunderts zählte, ging als bedeutendster Sultan der Osmanen in die Weltgeschichte ein. In Europa als „der Prächtige“ genannt, kennt man ihn in der islamischen Welt bis heute als den „Gesetzesgeber“. 46 Jahre stand er an der Spitze einer Weltmacht, die sich von den Toren Wiens bis ins tiefe Jemen und von Algerien bis nach Bagdad erstreckte. Seine Regentschaft, das „prächtige Jahrhundert“, war geprägt von zahlreichen Feldzügen und Reformen, aber auch von einer Blütezeit in Wissenschaft, Kunst und Kultur. Der Vortrag gab tiefe Einblicke in das Leben eines Eroberers, der zugleich Dichter, Mystiker und Mäzen war.

Referent: Rasim Marz ist Historiker und Autor. Zu seinen Forschungsgebieten zählen neben der Geschichte des Osmanischen Reiches und seiner Dynastie, die europäische Außenpolitik des 19. Jahrhunderts und der Erste Weltkrieg im Orient. Darüber hinaus ist er Präsident des Ottoman Club’s, des ersten osmanischen Geschichtsvereins in Deutschland.

 

 


 

 

Innovationen im Bildungssystem. Ehrenamtliche Mentoringprojekte im Bildungswesen

Bildung hat in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert und entscheidet über Lebenschancen. Geringe Bildung senkt zudem entsprechend die Chance auf Beschäftigung und führt häufig zu Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Desintegration.

In Deutschland hängt Bildungserfolg in Deutschland nach wir vor von der Herkunft und dem sozialen Status der Eltern ab, da Bildungsaufstiege innerhalb bildungsbenachteiligter Familien noch immer nur unter Schwierigkeiten zu realisieren sind. Laut der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (2012) hat bei 77% der Studierenden mindestens ein Elternanteil einen Hochschulabschluss, aus den Arbeiterfamilien hingegen nur 23%.

Dies ist nicht nur vor dem Hintergrund von individueller Chancengerechtigkeit ein Problem; auch angesichts der Debatte um den Fachkräftemangel bedeutet die Bildungsungleichheit eine Verschwendung von Humanressourcen. Junge Menschen aus Familien mit Migrationsgeschichte scheinen noch in besonderem Maße von Bildungsungleichheit betroffen zu sein, was auch in der Beteiligung an der Hochschulbildung zum Ausdruck kommt. Jeder vierte unter 25 Jahren in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, aber nur etwa jeder neunte Studierende stammt aus einer Einwandererfamilie (Integration von Studierenden mit Migrationshintergrund an deutschen Hochschulen, BAMF 2011). Auch unterscheiden sich die Studienabbruchquoten zwischen Bildungsinländern mit Migrationshintergrund und Herkunftsdeutschen mit 41% zu 25% maßgeblich (HIS-Studie 2011).

Trotz dieser Erkenntnisse ist das Bildungssystem nach wir vor nicht an die gesellschaftlichen Realitäten angepasst, doch das Land NRW finanziert eine innovative Struktur durch die Talentförderung NRW, zudem federn zahlreiche ehrenamtliche Mentoringprojekte wie „Wer will, der kann! Isteyen yapar!“ der TD-Plattform e.V., das seit 2009 bundesweit angeboten wird.

Im Rahmen der Diskussion mit unterschiedlichen Akteuren möchten wir deshalb innovative Ansätze skizzieren, erfolgreiche Strukturen und außerschulische Mentoringprojekte vorstellen und den Stellenwert von zivilgesellschaftlichen Organisationen im Bildungsdiskurs hervorheben.

Wir freuen uns auf die spannende Diskussion mit Experten und Praktikern wie Thorsten Klute (Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW), Prof. Dr. Hacı-Halil Uslucan (wissenschaftlicher Direktor ZfTI), Cahit Bakir (Talentscout NRW-Talentzentrum)
Hatice Pınar (Vizepräsidentin TD-Plattform, Leitung Bildung), Turgay Tahtabaş (Leiter Bildungswerk Zukunft, Essen) und Gizem Karagülmez (TD-Plattform Mentorin).

Datum: 27. September 2016
Ort: Universität Duisburg – Essen, Campus Essen, Glaspavillion 
Uhrzeit: 19.00 Uhr, Einlass 18:30 Uhr 

Die Teilnahme nur unter vorheriger Anmeldung bis zum 25.09.2016 unter bildung@td-plattform.de möglich.

Mit freundlichen Grüßen
TD-Plattform e.V.

 

td-plattform-flyer_talenttage-tmr-2016