Artikel im General-Anzeiger-Bonn:
Deutsch-Türkische Plattform organisierte Seminar für junge Leute mit Migrationshintergrund
Von Gabriela Quarg
Konzentriert und kompakt: Drei Tage lang haben sich 24 junge Leute mit Migrationshintergrund im Adam-Stegerwald-Haus ausführlich mit dem politischen System Deutschlands befasst. Foto: Frank Homann

KÖNIGSWINTER. Wie wird eigentlich Politik gemacht? Welche Rechte und Pflichten habe ich als Staatsbürger? Und wie funktionieren die Rechtsorgane unserer Republik? – Ihre Erwartungen an das Seminar haben die Teilnehmer handschriftlich auf einem Flipchart festgehalten – und sie waren groß.

Konzentriert und kompakt: Drei Tage lang haben sich 24 junge Leute mit Migrationshintergrund im Adam-Stegerwald-Haus ausführlich mit dem politischen System Deutschlands befasst.

Drei Tage lang saßen 24 Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen beisammen, um ihr politisches Wissen zu erweitern, über politische Themen zu diskutieren und so letztendlich auch mehr Freude an der Politik zu gewinnen.

Das Besondere: Es waren ausschließlich junge Leute mit Migrationshintergrund, die an dem Seminar „Politik betrifft uns alle – Einführung in die Kommunalpolitik der Bundesrepublik Deutschland“ im Adam-Stegerwald-Haus in Königswinter teilnahmen.

Bereits im Vorjahr hat die Deutsch-Türkische Studierenden- und Akademiker-Plattform ein solches Seminar in Zusammenarbeit mit dem türkischen Generalkonsulat in Köln sowie der Jakob-Kaiser-Stiftung durchgeführt. Das Pilotprojekt war ein so großer Erfolg, dass jetzt ein Aufbauseminar für die Teilnehmer von damals veranstaltet wurde.

„Die Jugendlichen haben ein Jahr lang immer wieder gefragt, wann es ein zweites Seminar gibt“, freut sich Tagungsleiterin Nilgün Dogan über das große Interesse der jungen Leute an dem Angebot. Sie hat auch einen Erklärung, warum das so ist: „Hier werden sie ernst genommen.“ Vor allem die Gruppenarbeit komme bei den jungen Teilnehmern sehr gut an: „Hier sind Jugendliche von verschiedenen Schulformen vertreten, von der Hauptschule bis zum Gymnasium. Das Schöne ist, dass sie sich alle gegenseitig unterstützen und voneinander lernen.“

Auf dem Programm standen während der drei Seminartage Vorträge von deutschen und türkischstämmigen Referenten aus dem Hochschulbereich und der Politik, Gesprächsrunden und Arbeitskreise zu Themen wie „Die Demokratie der Bundesrepublik“ oder „Wie ist der Staat aufgebaut“. Auch Generalkonsul Mustafa Kemal Basa, Schirmherr der Veranstaltung, sprach mit den jungen Leuten

Mit Referent Caner Aver diskutierten die Teilnehmer über interkulturelle Kompetenz. Der Mitarbeiter der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung nannte beindruckende Zahlen: „Derzeit haben 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund. 2050 könnten es Schätzungen zu Folge 40 bis 50 Prozent sein.“ „Gibt es dann in 150 Jahren Deutschland eigentlich noch“, fragte sich ein Schüler.

„Die Zahlen spielen keine Rolle“, betonte Aver. „Wir alle leben in Deutschland und das Bekenntnis zum Aufnahmeland ist eine wichtige Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Deswegen muss man die eigene kulturelle Identität nicht aufgeben. Wichtig ist, dass man für das eigene Wohl und das Wohl des Landes mitverantwortlich ist.“

Artikel vom 13.11.2012