Politische Partizipation ist für demokratische Rechtsstaaten von herausragender Bedeutung. Dies gilt auch für die Beteiligung der zugewanderten Bevölkerung. (Deutscher Bundestag 2002; Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ des deutschen Bundestags 2002).

Die Partizipation an politischen Prozessen zählt zu den wichtigsten Faktoren einer aktiven Staatsbürgerschaft. Sie bietet besonders den Zuwanderern die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken, ihre Teilhabechancen zu verbessern und fördert dadurch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Allerdings sind Migranten mit einem Bevölkerungsanteil von 20% signifikant in politischen Entscheidungsstrukturen deutlich unterrepräsentiert. In den Stadt- und Kreisräten betrug sie nach den Kommunalwahlen 2012 nur 4,8%, in den Landtagen durchschnittlich 8,1% und im Bundestag 4,6%.

Dazu bieten wir ein Qualifizierungsseminar für junge MigrantInnen zur politischen Bildung und Partizipation, Demokratieförderung und zum zivilgesellschaftlichen Engagement an. Falls Du Interesse hast, Dich in diesem Programmfeld zu engagieren oder Fragen hast, dann schreibe uns an unter politik@td-plattform.de

 

Programmverantwortung

Cihan Süğür

Yalçın Geyhan

 


 

 

Qualifizierungsmaßnahme 2017

 

Qualifizierungsmaßnahme zur politischen Partizipation und zivilgesellschaftlichem Engagement Unsere zweite Qualifizierungsmaßnahme, die von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wurde, fand in diesem Jahr vom 22.-23. Oktober über das Wochenende in Hagen / NRW statt. Die Maßnahme beinhaltete die drei Qualifizierungsmodule „Politische Bildung, Qualifizierung von Mentor*innen für das Mentoringprojekt „Wer will, der kann – Isteyen yapar!“ und Regionalvertreter*innen“. Nach dem erfolgreichen ersten Durchlauf aus dem letzten Jahr in Gelsenkirchen trafen dieses Jahr wieder über 50 junge Migranten*innen sich in Hagen, um dem Motto „Wenn Du etwas verändern willst, dann engagiere Dich“ zu folgen. „Die Förderung von jungen Migrant*innen zur politischen und zivilgesellschaftlichen Teilhabe an gesellschaftlichen Ressourcen muss weiterhin unser Ziel bleiben. Wir wollen junge Menschen zur gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme motivieren und ihnen Wege und Möglichkeiten vorstellen, sich zu engagieren. Junge Migrant*innen sollen gestärkt werden, den gesellschaftlichen Transformationsprozess mitzugestalten und in ihrer Bindestrich-Identität gestärkt werden. Unsere Erfahrungen und Kompetenzen haben wir erfolgreich bündeln und somit erneut ein intensives Programm bieten können, welches den Teilnehmenden wertvolle Inputs vermitteln konnte“ betonte der Präsident der TD-Plattform Caner Aver.

Im Seminar „Politische Partizipation“ haben die Programfeldleiter für politische Partizipation Cihan Sügür und Yalcin Geyhan Migranten*innen der dritten Generation Informationen zu Themen der Politik, politische Parteien und politisches System der Bundesrepublik Deutschland vermittelt, um sie für ein Engagement in politischen Parteien zu motivieren und Beteiligungsmöglichkeiten vorzustellen. Anhand von Praxisbeispielen aus der Landespolitik mit Ali Bas (NRW, Bündnis 90 / Die Grünen) und Oguzhan Yazici (Bremen, CDU) sowie vom aktuellen Kommunalpolitiker und Kandidaten für die Landtagswahl 2017 Volkan Baran (Dortmund, SPD) den jüngeren Teilnehmenden wertvollen Einblick in den Tagesablauf politischer Akteure vermittelt. Die Politiker diskutierten mit den Teilnehmenden zudem über ihren politischen Werdegang, ihre Motivationen und Sicht zu politischen Themen.

Vorgehensweisen und Abläufe der TD-Plattform im Allgemeinen und der Regionalvertretungen im Besonderen standen im Vordergrund des zweiten Seminars für zukünftige Regionalvertretender*innen. Durch diese Maßnahme ist die TD-Plattform nach dem Schwerpunktbundesland NRW auch in Berlin, Hannover, Frankfurt, Kassel, Nürnberg und München vertreten, um ihre Projekte aus den drei Programmfeldern Bildung, Arbeitsmarkt und politische Bildung an mehreren Standorten durchzuführen. Im dritten Seminar wurden von Hatice Pinar, Leiterin Programmfeld Bildung, Mentoren für ehrenamtliche Bildungsprojekte qualifiziert, die vor dem Hintergrund des sozial-selektiven Bildungssystems und fehlender Vorbilder für junge Menschen aus benachteiligten Milieus ein wesentliches Instrument zur Förderung von Bildungsabschlüssen und Karriereentwicklungen ist.

Die TD-Plattform bietet seit 2009 das Mentoringprojekt „Wer will, der kann! – Isteyen Yapar“ an und fördert junge Menschen aus sozial benachteiligten Milieus in ihrer schulischen und beruflichen Entwicklung. Das Projekt wird mindestens einmal im Jahr je Regionalvertretung durchgeführt.

 

 

 


 

 

Qualifizierungsmaßnahme 2016

 

Die Türkisch-Deutsche Studierenden und Akademiker Plattform e.V. qualifiziert erstmalig 50 junge Migranten*innen zur politischen Partizipation und zum ehrenamtlichen Engagement. Unter dem Motto „Wenn Du etwas verändern willst, dann engagiere Dich“ hat die TD-Plattform ein neues Programmfeld „politische Partizipation“ aufgebaut und auf ihrem ersten Wochenendseminar junge Migrant*innen aus ganz Deutschland im Alter von 17 – 35 Jahren in drei verschiedenen Seminaren qualifiziert. „Im Vordergrund steht das primäre Ziel, die gleichberechtigte Teilhabe von Migranten beim Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu fördern. Wir wollen mehr Migranten zur gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme motivieren und ihnen Wege und Möglichkeiten vorstellen, sich zu engagieren.

Junge Migranten sollen gestärkt werden, den gesellschaftlichen Transformationsprozess mitzugestalten und dadurch ihre Identität und Zugehörigkeit zu Deutschland zu stärken. Als größte zivilgesellschaftliche Organisation ihrer Art bündeln wir unsere Kompetenzen und unterstützen so die Zielgruppe durch eigens entwickelte Maßnahmen in ihrer Entwicklung“, sagte Präsident Caner Aver. In diesem Zusammenhang wurde in einem Seminar eher jüngeren Migranten*innen der dritten Generation Themen der Politik, politische Parteien und politisches System der Bundesrepublik Deutschland vermittelt, um sie für ein Engagement in politischen Parteien zu motivieren und Beteiligungsmöglichkeiten vorzustellen. Zugleich wurden im zweiten Seminar Mitglieder und Interessierte über die Bedeutung und Rolle der Zivilgesellschaft informiert und Möglichkeiten vorgestellt, sich in Vereinen zu engagieren und so einen Beitrag zum Zusammenwachsen der Gesellschaft zu leisten. Mentoring in zivilgesellschaftlichen Bildungsprojekten ist vor dem Hintergrund des sozial-selektiven Bildungssystems und fehlender Vorbilder für junge Menschen aus sozial benachteiligten Milieus ein wesentliches Instrument zur Förderung von Bildungsabschlüssen und Karriereentwicklungen. „Seit 2009 bieten wir das Mentoringprojekt „Wer will, der kann! – Isteyen Yapar“ an und fördern junge Menschen aus sozial benachteiligten Milieus in ihrer schulischen und beruflichen Entwicklung“ sagen die Programmleiterinnen Hatice Pinar und Sabiha Cetinkaya.

Das Projekt wird im Anschluss nun an mehreren Standorten in Deutschland mit der Unterstützung von Regionalvertretern angeboten, um möglichst viele junge Menschen zu erreichen. Das von der Bundeszentrale für politische Bildung finanzierte Projekt wird vor dem Hintergrund ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung und des Interesses der Teilnehmer*innen noch in diesem Jahr an mehreren Standorten angeboten werden. TD-Plattform e.V.

 

 

 


 

 

 

„DIE HABEN GEDACHT, WIR WAREN DAS“

Welche Spuren hinterlassen Rassismus und rechte Gewalt in der migrantischen Community? Wie hat es sich auf die Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keup­straße ausgewirkt, dass sie selbst dieser Tat verdächtigt wurden? Entlang dieser Fragen erscheint nun die Publikation „Die HABEN GEDACHT, WIR WAREN DAS“ u.a. mit der Herausgeberin Bahar Aslan mit Beiträgen von zahlreichen Personen aus der migrantischen Zivilgesellschaft; die TD-Plattform hat sich mit einem Beitrag des TD-Plattform Präsidenten Caner Aver an diesem Projekt beteiligt.

Die TD-Plattform engagiert sich seit ihrer Gründung auch zur Förderung der Demokratie, der politischen Partizipation im Zusammenhang der Transformation hin zu einer vielfältigen Gesellschaft und gegen Rassismus.

Hier der Link zur Publikation aus dem Verlag: Papyrossa.de

 

 


 

 

„Haymatloz – Exil in der Türkei 1933-1945“ heißt die Wanderausstellung des Aktiven Museums Berlin, die zum ersten Mal in Kassel als Kooperationsveranstaltung mit der TD-Plattform und des Fachbereiches 05/ Gesellschaftswissenschaften an der Universität Kassel ganztags vom 11.07.2016-15.07.2017 präsentiert wurde.

Die Wanderausstellung beinhaltet 31 Banner, in denen mit Fotos und Dokumenten über die Exilbedingungen der deutschen Wissenschaftler, Künstler und Politiker in der Türkei berichtet wird. Neben den Türkei-Flüchtlingen Ernst Reuter, Bruno Taut und Paul Hindemith werden weitere interessante Biographien beleuchtet. Über 1000 Menschen aus Deutschland fanden ab 1933 Zuflucht in der Türkei, hauptsächlich in Istanbul und Ankara, weil sie im deutschsprachigen Raum aus politischen, rassistischen oder kulturellen Gründen verfolgt wurden. Auf Einladung Mustafa Kemal Atatürks und seiner Regierung konnten so diese deutschen Intellektuellen als Experten an der Modernisierung gesellschaftlicher und kultureller Bereiche der neuen Türkischen Republik mitwirken.

Die offizielle Ausstellungseröffnung im Foyer des neuen Campus Center am 11.07.2016 um 17 Uhr erfolgte durch den Vizepräsidenten der Universität Kassel Prof. Dr. Andreas Hänlein mit einer kurzen Rede. Hierbei wurde deutlich, dass der Vizepräsident zum Einen selbst die Ausstellung bereits 1998 in Istanbul gesehen hatte und zum Anderen er sehr erfreut war, die Wanderausstellung nun an der Universität Kassel vorzufinden. Als weiterer Redner fungierte Türkei-Experte Prof. Dr. Wolfgang Gieler, der ebenfalls die Wanderausstellung 2008 in Bremen betrachten konnte. Er freute sich enorm, dass solch eine wichtige Thematik seitens einer deutschen Universität gestattet wird und die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, da, so Gieler, dieses nicht immer selbstverständlich ist. Fatih Kisacik, TD-Plattform Vorstandsmitglied und Geschichtsdoktorand mit dem Dissertationsthema „Zur Rückkehr deutscher Wissenschaftler aus dem Exil Türkei“. Die türkischen Professoren und die Entwicklung Deutschlands nach 1945[1].“, der als Initiator der Wanderausstellung für Kassel diente, freute sich ebenfalls über die Besucher und die Kooperation der Universität Kassel um das nach wie vor kaum bekannte Thema „Exil Türkei“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Die Wanderausstellung wurde von bis zu 100 Besuchern pro Tag besucht, somit haben mehrere Hundert interessierte die Ausstellungswoche sehen können. Neben Studierenden und Professoren kamen auch Familien und Renter zur Ausstellung. Ein großer Dank geht hiermit an die Pförtnerinnen des Campus Centers Frau Backhaus und Frei Leinhos sowie Caglar Öztürk und Dogukan Bingöl die Tatkräftig bei der logistischen Umsetzung der Wanderausstellung hilfreich waren.

Fatih Kisacik, M.A.

 

[1] Verwiesen sei an dieser Stelle an den neuesten Sammelband: Kisacik, Islam Fatih, Von der Universität Ankara nach Deutschland zurückgekehrte deutsche Wissenschaftler, S. 573-594, in: Kasim Karakütük (Hg.), Ikinici Vatan ve Ankara Üniversitesi (1933-1970), Ankara 2016.